Folklore und Latino-Popmusik
Eingeladen haben die Veranstalter der Hersberger Schlosskonzerte zu einem lateinamerikanischen Folklore-Abend mit der Gruppe "Wayra". Das sind drei peruanische Musiker, die seit zehn Jahren in Österreich und nun auch in Deutschland die kulturellen Werte der Musik Lateinamerikas verbreiten wollen. Victor und Hector Urbina wie Jacinto Peralta, die alle aus dem Inkareich stammen, unternahmen an diesem Abend durch verschiedene lateinamerikanische Länder eine kurze musikalische Reise mit sieben engagiert vorgetragenen Gesängen.
Die folkloristische Färbung dieser stark instrumental bestimmten Stücke ergab sich einmal durch den souveränen Einbezug der drei kleinen, gitarrenähnlichen Instrumente von Ronroco, Walayehu und dem sehr charakteristischen Charango sowie den verschieden großen Panflöten, die aus ihrem Land kommen. Nach dem blutvoll gespielten "Charango" als instrumentale Einleitung erzählten die einzelnen Gesänge von der Geschichte ihres Landes und dem täglichen Leben, sei es bei "Alturas" aus Chile bei durchgehend gleich bleibendem Rhythmus oder dem aus Ecuador stammenden "Longuita" mit expressivem Duktus des Gesangs, der durch die helle und zuweilen scharfe Stimme des Tenors von Victor Urbina eine typisch lateinamerikanische Färbung erhielt.
Von einer Prinzessin erzählte "Flor India" aus Bolivien, wo die Schlussphase bei zunehmendem Tempo zu leidenschaftlichem Ausdruck gesteigert wurde. Während die vorausgegangenen Songs sehr rhythmisch gestaltet waren, wirkte "Santusa", ebenfalls aus Bolivien, melodischer. Auf eine Vermischung ihrer alten Kultur mit den von Nordamerika eingedrungenen musikalischen Elementen ging "Samba Lando" aus Peru ein, wogegen "Imillitay" europäischer wirkte. Das war Folklore in engagiertem Vortrag.
Religiösen Inhalt hatte das mit scharfen Staccati der Panflöten begleitete "Solo de pido a Dios". Das war Folklore in engagiertem Vortrag bei professioneller Abstimmung der zuweilen dreistimmigen Gesänge sowie einer perfekten Begleitung bei ständigem Wechsel der sicher beherrschten Instrumente.
Wohl gegen die Erwartung der Veranstalter füllte den zweiten, weitaus längeren Teil des Abends U-Musik nach internationalem Zuschnitt und Pop-Klängen nach spanisch gesungenen Texten.
Leider waren durch die schwierige Textverständlichkeit des sonst sympathischen Moderators die inhaltlichen Bezüge nicht immer nachvollziehbar, dafür aber brachte der aus Friedrichshafen dazugekommene Gitarrist Alp Aytacer der nun umgerüsteten Band modernen Sound und echt musikantische Einlagen. Da hörte man etwa einen blutvollen Bolero bei "Celoso", wo der hervorragende Gitarrist sehr versiert die Töne seines Instrumentes verfremdete oder wendige Gitarrenimprovisation dem freudig gesungenen "Candoluba" eine besondere Note verlieh.
Die einzelnen Darbietungen waren lang, fast zu lang für das zahlreiche Publikum, das eigentlich Folklore hören wollte und nach trommelnder Percussion, ekstatischem Gesang und fantasiereichen und teilweise sehr versierten E-Gitarren-Einlagen vorzeitig den Saal verließ.
Franz Josef Lay
10.07.2007 02:01
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